Offenbach - „Raus aus dem Alltag – rein ins THW!“ Damit wirbt die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) für sich und ihren Dienst an der Allgemeinheit. Von Harald Richter
Ob bei Unglücksfällen oder Naturkatastrophen, Stromausfällen oder Explosionen – überall sind mutige und zupackende Menschen in blauer Einsatzkluft zur Stelle und stehen ihren Mann beziehungsweise ihre Frau. Auch in Offenbach, und das seit 60 Jahren.
Zwei Technische Züge, drei Fachgruppen mit den Einsatzschwerpunkten Räumen, Beleuchtung und Wassergefahren, eine Grundausbildungsgruppe sowie mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche als Nachwuchs – so präsentiert sich die Ortsgruppe zum Jubiläum. Für die 60 Aktiven um den Ortsbeauftragten Thomas Heinrich Anlass, der Bevölkerung beim Tag der offenen Tür an der Sprendlinger Landstraße zu zeigen, was die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation in der Gefahrenabwehr leistet und welches Spektrum sie überregional abdeckt.
Einsatzort großflächig ausleuchten
Die Ortsgruppe nennt ein Großbeleuchtungsgerät ihr Eigen, von dem es bundesweit nur vier Exemplare gibt. Mit dem „Helimax“-Ballon ist das THW in der Lage, einen Einsatzort großflächig auszuleuchten – so vor einem Monat nach einem Chemieunfall in Oestrich-Winkel.
Auf dem Gelände sind Fahrzeuge aufgereiht – vom Mannschafts-Lkw bis zum 32 Tonnen schweren Vier-Achs-Kipper. Besucher erfahren, zu welchem Zweck das Gerät eingesetzt wird, wer es bedienen darf und welche Anforderungen er mitbringen muss. Mancher darf Spreizer oder hydraulische Schere in beide Hände nehmen, das Cockpit des Bergungsräumgeräts besteigen oder im Gerätekraftwagen mitfahren.
Für die Jüngsten ist ein Bobbycar-Parcours aufgebaut. Bei Kugelspiel und Mutterndrehen sind Geschick und Augenmaß gefragt. Fotos zum Mitnehmen erinnern an den erlebnisreichen Tag. Bei Führungen veranschaulicht eine Bilddokumentation, wo die Helfer gefordert waren. Ein Video-Newsletter informiert fortan im Internet über das Offenbacher THW.
Zum Programm gehört eine Schauübung
Zum Programm gehört eine Schauübung, die den Einsatz bei einem Erdbeben simuliert. Da legt sich der Nachwuchs tüchtig ins Zeug. Elf Mädchen und Jungen zwischen zehn und 18 Jahren zählt die Jugendgruppe, die Stephan Jäschke betreut. Der erfahrene THWler hat internationale Hilfseinsätze bestritten, so nach Erdbeben und Reaktorkatastrophe in Japan. Jäschke kümmert sich auch um die Kleinsten: Sechs Kinder unter zehn Jahren führt er in der Mini-Gruppe spielerisch, aber ernsthaft an erste Aufgaben heran.
Erst wenige Tage ist es her, dass Jäschke und Heinrich von der Reklassifizierung der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland aus Wesel zurückkehrten, wo sie bei einer 36-stündigen Großübung für Einsätze an Katastrophenorten fit gemacht wurden. Fachberater und Zugführer Michael Zier, seit 22 Jahren dabei, ist am Tag der offenen Tür ebenfalls ein gefragter Ansprechpartner.
Freiwilliges Engagement
Einsätze, Übungen und Ausbildung wären kaum zu leisten, wäre da nicht freiwillige Engagement zum Nutzen der Allgemeinheit, wofür oft Beruf und Familie hintangestellt werden. Vor allem, wenn das Können im Ausland gefragt und mancher für Wochen fern der Heimat ist. Das würdigt Reinhard Knecht vom Referat Ehrenamt der Stadt in Vertretung des urlaubenden Oberbürgermeisters Horst Schneider. Unverzichtbar nennt er diesen Dienst und lobt im Sinne des Bevölkerungsschutzes die Zusammenarbeit des THW mit Rettungsdiensten wie Feuerwehr und Rotem Kreuz.
Das ist Wohlklang in den Ohren des Kreisbeauftragten Heino Geers, der den THW-Ortsverband 17 Jahre lang bis 2008 geführt und dann die Verantwortung an Heinrich weitergegeben hat. Dennoch bleibt er der Ortsgruppe verbunden: Der Platz vor der modernen Unterkunft, die vor sechs Jahren bezogen wurde, trägt seinen Namen.